Die Wilden
Alte Bilder und Geschichten rund um «die Wilden» finden sich überall auf der Welt. Als menschenähnliche, aber auch dämonische Gestalten waren sie schon im Mittelalter präsent und ein wichtiges Sujet in der Literatur, Kunst und im Kunsthandwerk. Die Wilden lebten ausserhalb der Zivilisation und waren im Brauchtum und in der Kunst ein Symbol für das Wilde und Urtümliche, aber auch Chaos und Natur als Gegensatz zu Ordnung und Kultur. Sie können bedrohlich wirken, faszinieren aber auch. Die Wilden führten in der Wildnis des Waldes oder in den Bergen ein freies Leben nach eigenen Regeln.
(Bild: Lukas Egger)
Ihren Ursprung haben sie möglicherweise bei den «Heiden». Es kann sich aber auch um Holzfäller, Flösser und Jäger handeln, die einen grossen Teil ihres Lebens in der Wildnis verbrachten und zunehmend «verwilderten». Es ist auch möglich, dass einzelne Menschen oder Gruppierungen aus verschiedenen Gründen im Dorf nicht willkommen waren, und zum Leben ausserhalb der Zivilisation gezwungen wurden.
(Bild: Lukas Egger)
Seit Jahrhunderten sind die Wilden ein beliebtes Sujet bei Bräuchen, Festen, Umzügen und Ritualen. So auch in der Innerschweiz. In vielen Ortschaften der Zentralschweizer Kantone spielen die Wilden an der Älplerchilbi noch heute eine zentrale Rolle. Sie haben unterschiedliche Namen und werden Läsi, Hudi, Hudlä, Butzi, Christä und Triini oder auch anders genannt. Auch im Aussehen unterscheiden sie sich. Gemeinsam haben sie aber die wilden Masken und die merkwürdige Bekleidung. Sie sind in Felle gehüllt, mit Moos bedeckt oder tragen schäbige alte Lappen. Die «wilden Weiber» tragen oft auch alte Trachten. Nicht selten sind die Wilden mit einem «Grotzli», einer abgesägten und geschälten kleinen Tanne, ausgerüstet.
In Giswil heissen die Wilden Läsi und Hudlä. Im Herbst, wenn es Zeit für die Älplerchilbi wird, übergeben die «Älplereltern» feierlich die sorgfältig aufbewahrten Kostüme zwei jungen Männern aus dem Dorf. Diese verkleiden sich als Läsi und Hudlä und übernehmen traditionelle Aufgaben während der Älplerchilbi.
Am Abend vor der Älperchilbi machen sich die zwei zusammen mit einer Gruppe Trinkler auf den Weg zu allen, die den Sommer als Älpler auf der Alp verbracht haben. Diese werden der Reihe nach «geweckt». Es ist Brauch, dass die Wilden und Trinkler in jeder Stube grosszügig verköstigt werden. Später treffen sich alle zum Frühstück beim Älplervater und prozessieren durch das Dorf zur Messe in der Kirche.
Die Kinder des Dorfes «jagen» die Wilden. Sie provozieren die Wilden mit Sprüchen wie «Alti Tschädära, s Fidli vollä Fädära!», sind abschätzig und frech. Die Wilden reagieren mit Zorn und rennen den Kindern nach. Sie verwenden die «Grotze», um die frechen Kinder zu «schlagen». Dieses Spiel setzt sich, zum Verzücken der Kinder, während dem ganzen Tag fort. Gleichzeitig werden die anständigen Kinder von den Wilden aber auch mit Süssigkeiten und Gebäck belohnt.
In der Kirche sind die Wilden nicht willkommen, vermutlich, weil sie «Heiden» sind oder sich ganz einfach nicht an die Regeln der Kirche halten.
Am Nachmittag sitzen die Älpler im Kreis und die Wilden sagen in ihrer Mitte die «Sprüche» auf. Die Wilden haben während Monaten lange Verse auswendig gelernt, die nun zum Vergnügen des Publikums preisgegeben werden. Dabei geht es um lustige und peinliche Dinge, die den Bewohnern des Dorfes während dem Jahr passiert sind und nun zur Belustigung der Anwesenden öffentlich erzählt werden. Der Ursprung der «Sprüche» liegt wahrscheinlich darin, dass die Wilden im Sommer auf verschiedenen Alpen geholfen haben und deshalb auch mehr wussten als alle anderen. Die Älpler führten ein sehr abgeschiedenes Leben und freuten sich darüber, dass die Wilden von Geschehnissen auf den anderen Alpen erzählen konnten.
Die «Sprüche» führen nicht selten zu «bösem Blut», weil sich nicht alle darüber erfreuen können, dass ihre Missgeschicke öffentlich zur Belustigung preisgegeben werden. Als Absicherung müssen die «Sprüche» dem Älplervater und anderen «Beamteten» vor der Älplerchilbi zur Probe aufgeführt werden. Da kommt es auch mal vor, dass ein paar Verse aus den «Sprüchen» gestrichen werden.
Nach den «Sprüchen» tanzen die Wilden einen merkwürdigen Tanz und überreichen dem Dorfpfarrer einen Käselaib zum Dank für den Segen und die Messe. Die Kinder spielen altüberlieferte Spiele und die Wilden jagen noch einmal den Kindern nach. Am Abend werden die «Sprüche» ein zweites Mal aufgesagt. Danach ist es den Wilden erlaubt, ihre Masken abzunehmen und sich zu den anderen zu gesellen.
Nach der Älplerchilbi werden die Kostüme umgehend wieder den «Älplereltern» zurückgegeben. Die Kostüme werden verstaut und die Wilden kehren in die Berge zurück. Niemand weiss genau, wie sie dort hausen und was sie das ganze Jahr hindurch so treiben. Wahrscheinlich ist das auch gut so.
Im Film Die Wilden (the Wild ones) begleitete Lukas Egger Hudlä und Läsi an einer Älplerchilbi.
Alte Bilder und Geschichten rund um «die Wilden» finden sich überall auf der Welt. Als menschenähnliche, aber auch dämonische Gestalten waren sie schon im Mittelalter präsent und ein wichtiges Sujet in der Literatur, Kunst und im Kunsthandwerk. Die Wilden lebten ausserhalb der Zivilisation und waren im Brauchtum und in der Kunst ein Symbol für das Wilde und Urtümliche, aber auch Chaos und Natur als Gegensatz zu Ordnung und Kultur. Sie können bedrohlich wirken, faszinieren aber auch. Die Wilden führten in der Wildnis des Waldes oder in den Bergen ein freies Leben nach eigenen Regeln.
(Bild: Lukas Egger)
Ihren Ursprung haben sie möglicherweise bei den «Heiden». Es kann sich aber auch um Holzfäller, Flösser und Jäger handeln, die einen grossen Teil ihres Lebens in der Wildnis verbrachten und zunehmend «verwilderten». Es ist auch möglich, dass einzelne Menschen oder Gruppierungen aus verschiedenen Gründen im Dorf nicht willkommen waren, und zum Leben ausserhalb der Zivilisation gezwungen wurden.
(Bild: Lukas Egger)
Seit Jahrhunderten sind die Wilden ein beliebtes Sujet bei Bräuchen, Festen, Umzügen und Ritualen. So auch in der Innerschweiz. In vielen Ortschaften der Zentralschweizer Kantone spielen die Wilden an der Älplerchilbi noch heute eine zentrale Rolle. Sie haben unterschiedliche Namen und werden Läsi, Hudi, Hudlä, Butzi, Christä und Triini oder auch anders genannt. Auch im Aussehen unterscheiden sie sich. Gemeinsam haben sie aber die wilden Masken und die merkwürdige Bekleidung. Sie sind in Felle gehüllt, mit Moos bedeckt oder tragen schäbige alte Lappen. Die «wilden Weiber» tragen oft auch alte Trachten. Nicht selten sind die Wilden mit einem «Grotzli», einer abgesägten und geschälten kleinen Tanne, ausgerüstet.
In Giswil heissen die Wilden Läsi und Hudlä. Im Herbst, wenn es Zeit für die Älplerchilbi wird, übergeben die «Älplereltern» feierlich die sorgfältig aufbewahrten Kostüme zwei jungen Männern aus dem Dorf. Diese verkleiden sich als Läsi und Hudlä und übernehmen traditionelle Aufgaben während der Älplerchilbi.
Am Abend vor der Älperchilbi machen sich die zwei zusammen mit einer Gruppe Trinkler auf den Weg zu allen, die den Sommer als Älpler auf der Alp verbracht haben. Diese werden der Reihe nach «geweckt». Es ist Brauch, dass die Wilden und Trinkler in jeder Stube grosszügig verköstigt werden. Später treffen sich alle zum Frühstück beim Älplervater und prozessieren durch das Dorf zur Messe in der Kirche.
Die Kinder des Dorfes «jagen» die Wilden. Sie provozieren die Wilden mit Sprüchen wie «Alti Tschädära, s Fidli vollä Fädära!», sind abschätzig und frech. Die Wilden reagieren mit Zorn und rennen den Kindern nach. Sie verwenden die «Grotze», um die frechen Kinder zu «schlagen». Dieses Spiel setzt sich, zum Verzücken der Kinder, während dem ganzen Tag fort. Gleichzeitig werden die anständigen Kinder von den Wilden aber auch mit Süssigkeiten und Gebäck belohnt.
In der Kirche sind die Wilden nicht willkommen, vermutlich, weil sie «Heiden» sind oder sich ganz einfach nicht an die Regeln der Kirche halten.
Am Nachmittag sitzen die Älpler im Kreis und die Wilden sagen in ihrer Mitte die «Sprüche» auf. Die Wilden haben während Monaten lange Verse auswendig gelernt, die nun zum Vergnügen des Publikums preisgegeben werden. Dabei geht es um lustige und peinliche Dinge, die den Bewohnern des Dorfes während dem Jahr passiert sind und nun zur Belustigung der Anwesenden öffentlich erzählt werden. Der Ursprung der «Sprüche» liegt wahrscheinlich darin, dass die Wilden im Sommer auf verschiedenen Alpen geholfen haben und deshalb auch mehr wussten als alle anderen. Die Älpler führten ein sehr abgeschiedenes Leben und freuten sich darüber, dass die Wilden von Geschehnissen auf den anderen Alpen erzählen konnten.
Die «Sprüche» führen nicht selten zu «bösem Blut», weil sich nicht alle darüber erfreuen können, dass ihre Missgeschicke öffentlich zur Belustigung preisgegeben werden. Als Absicherung müssen die «Sprüche» dem Älplervater und anderen «Beamteten» vor der Älplerchilbi zur Probe aufgeführt werden. Da kommt es auch mal vor, dass ein paar Verse aus den «Sprüchen» gestrichen werden.
Nach den «Sprüchen» tanzen die Wilden einen merkwürdigen Tanz und überreichen dem Dorfpfarrer einen Käselaib zum Dank für den Segen und die Messe. Die Kinder spielen altüberlieferte Spiele und die Wilden jagen noch einmal den Kindern nach. Am Abend werden die «Sprüche» ein zweites Mal aufgesagt. Danach ist es den Wilden erlaubt, ihre Masken abzunehmen und sich zu den anderen zu gesellen.
Nach der Älplerchilbi werden die Kostüme umgehend wieder den «Älplereltern» zurückgegeben. Die Kostüme werden verstaut und die Wilden kehren in die Berge zurück. Niemand weiss genau, wie sie dort hausen und was sie das ganze Jahr hindurch so treiben. Wahrscheinlich ist das auch gut so.
Im Film Die Wilden (the Wild ones) begleitete Lukas Egger Hudlä und Läsi an einer Älplerchilbi.